APA/HERBERT P. OCZERET

Finale: Beatrich eröffnete Abschlusstag So kühl die Temperaturen in der Nacht auch waren, zum Finale des diesjährigen Frequency-Festivals in St. Pölten zeigte sich glücklicherweise wieder die Sonne.

Am Samstagnachmittag war somit alles angerichtet für die musikalische Abschlussrunde, die mit tanzbarem Pop litauischen Ursprungs sowie verträumten Tönen aus einer Wiener Indie-Schmiede begann. Nur der Zuspruch ließ zu wünschen übrig.

Beatrich nennt sich die in Litauen geborene Musikerin Beatrice Pundziute im professionellen Umfeld, regionale Unterschiede zu der üblichen Standardware im Bereich eingängiger Hooks und beatlastiger Arrangements waren allerdings nicht auszumachen. Immerhin ist die Sängerin seit einiger Zeit in Los Angeles stationiert, wo sie eifrig an ihren Stücken werkelt. Diese handeln, wie könnte es anders sein, meist von der Liebe - garniert mit einer Prise Melancholie oder Aufmüpfigkeit, wie es gerade passt.

Wirklich viele haben das allerdings nicht mitbekommen, bevorzugten kurz nach 15 Uhr offenbar noch viele den Charme des Campingplatzes oder versorgten sich in der nahen St. Pöltner Innenstadt mit dem Nötigsten für die letzten Stunden am Frequency. Ein bisschen besser ging es Naked Cameo: Die heimische Indieband gab auf der Green Stage den Anheizer und sorgte mit einer Mischung aus elektronischem Unterbau sowie feinen Gitarrenklängen für einige schöne Momente. Das lockte sicher auch ein bisschen Laufkundschaft an.

Das weitläufige Gelände ebenfalls bereits durchschritten hat am Samstag Max Gruber: Der deutsche Musiker, der als Drangsal zwei hervorragende Alben veröffentlicht hat und seinem kühlen New Wave allerlei Facetten abgewinnen kann, wird später noch live zu erleben sein. "Das ist alles sehr imposant, ich bin schockiert", lachte Gruber im APA-Interview, eine Spur gezeichnet von den aktuellen Festivalstrapazen. "Es ist eine Mischung aus Müdigkeit und Hitze", gab er zu verstehen. Gestern Highfield-Festival, heute St. Pölten, im Anschluss geht es direkt weiter nach Hamburg - das kann schon anstrengend sein.

Dass Drangsal heute indoor zu Werke gehen muss, findet Gruber zwar schade. "Aber es ist immer geil, wenn ich publikumsnah sein kann. Sich auf Absperrungen stellen, an den Leuten festhalten, das ist super. Es hat also schon einen Einfluss, wo ich spiele. Dafür, dass hier die Bühne drinnen ist, ist sie allerdings wirklich amtlich." Die bunte Ausrichtung des Frequency mit durchaus kommerzieller Schlagseite versteht Drangsal, der musikalisch sicherlich heraus sticht. "Es findet ja auch eine Verwischung dieser Genregrenzen in Festival-Line-ups statt, weil sie schauen müssen, dass sie genug Kohle verdienen. Es geht nicht nur The Offspring. Früher gab es ja für jede Musik ein eigenes Festival."

Großartig anpassen müsse er sich deshalb nicht. "Ich ziehe einfach durch", überlegte Gruber kaum eine Sekunde. "Was soll ich denn machen, ein DJ-Set? Witzigerweise spielen wir heute trotzdem das längste Set an diesen drei Tagen, nämlich eine gute Stunde. Da ist dann einfach der Ablauf ein bisschen anders." Und zum Glück ausreichend Gelegenheit, seinen Charme wirken zu lassen.