SPÖ und Arbeiterkammer fordern weniger Arbeit für das gleiche Gehalt.  |  Shutterstock fizkes

Sollen wir in Zukunft für das gleiche Gehalt weniger arbeiten? Nur noch 32 statt 38 oder 40 Stunden pro Woche arbeiten und trotzdem das gewohnte Gehalt bekommen? Geht es nach der SPÖ oder der Arbeiterkammer ist das ein Beitrag zur Lösung des Fachkräftemangels. Die ÖVP ist dagegen. Was spricht für, was gegen eine Arbeitszeitverkürzung?

Pro: Didem Strebinger, Frauenvorsitzende beim Österreichischen Gewerkschaftsbund Niederösterreich

Didem Strebinger ist Frauenvorsitzende beim ÖGB-Niederösterreich.  |  ÖGB NÖ

Arbeitszeitverkürzung? Ja, bitte, her damit! Warum? Weil sie gut ist – für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und besonders für die Frauen. Und, weil sie längst überfällig ist. Die ständig steigende Produktivität und der Arbeitsdruck machen ein Umdenken nötig, damit die Gesundheit der Menschen bewahrt und ein Ausgleich zwischen Beruf und Freizeit geschaffen wird. Jede zweite Frau arbeitet Teilzeit. Der Hauptgrund: mehr Zeit für Familie und Care-Arbeit zu haben. Das bedeutet aber geringeres Gehalt, weniger Aufstiegschancen und weniger Pension. In vielen Fällen, zum Beispiel im Handel und im Sozialbereich, arbeiten Frauen auch nicht freiwillig in Teilzeit, denn Vollzeitstellen werden hier kaum angeboten.

Pflegeberufe werden großteils von Frauen ausgeübt - eine körperlich und psychisch anstrengende Arbeit. Vollzeit in der Pflege und in vielen anderen Branchen ist ohne massive gesundheitliche Beeinträchtigung nicht möglich. Eine Arbeitszeitverkürzung wäre ein wichtiger Beitrag für ein gesünderes Leben! Ganz wichtig für den ÖGB-Niederösterreich: Arbeitszeitverkürzung muss bei vollem Lohn- und Personalausgleich stattfinden. Niemand soll weniger verdienen und das vorhandene Arbeitsvolumen soll auf mehr Menschen aufgeteilt werden. Auch Männer profitieren selbstverständlich von der Arbeitszeitverkürzung. Weniger Stunden im Job führen zu weniger Krankenständen und besserer Gesundheit. Und – Männer haben mehr Zeit für Familien- und Care-Arbeit.

Kontra: Thomas Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich

Thomas Salzer ist Präsident bei der Industriellenvereinigung NÖ.  |  IV NÖ Felix Büchele

Wir haben einen absoluten Arbeitskräftemangel in Österreich. Daher sind Ideen wie eine generelle Arbeitszeitverkürzung oder eine Vier-Tage-Woche klar abzulehnen, denn sie wären ein komplett falsches Signal an die Gesellschaft. Die Vorstellung, dass jeder nur vier Tage arbeitet und da möglichst nur acht oder gar sechs Stunden am Tag, ist zwar schön - aber das Problem ist: In einer Situation, in der Betriebe teils schon jetzt händeringend Personal suchen und schwer finden, würden derartige Maßnahmen den Arbeitskräftemangel weiter anheizen.

Eine Arbeiterin oder ein Arbeiter kann nicht an vier Tagen leisten, was sie oder er sonst an fünf Tagen leistet. Arbeit, die getan werden muss, würde auf der Strecke bleiben. Ich plädiere daher vielmehr dafür, dass sich Leistung wieder lohnen muss. Die Menschen sollen motiviert sein, mehr zu arbeiten, weil es sich für sie auszahlt. Konkrete Vorschläge dazu liegen auf dem Tisch – angefangen von mehr steuerlichen Begünstigungen für Überstunden über finanzielle Anreize für längeres Arbeiten im Alter bis hin zur Attraktivierung der Vollzeitarbeit.